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Professor Rupert Huth wird 85: "Die Hochschule war doch mein Leben"
Veröffentlicht: 05.12.2019


Gespräch mit der Pforzheimer Zeitung /
Autor: Olaf Lorch-Gerstenmaier Foto: Mayer

Was - und es ist weder so recht Frage noch Aussage - sei wichtig "in meinem Alter?" Rupert Huth, heute wird er 85, legt sich die Antwort zurecht: "Ein paar Freunde, mit denen man sich austauschen kann, gute Musik, um sich zu entspannen - und gutes Essen." Die Freunde, wozu auch alte Weggefährten aus der Professorenzeit an der Hochschule gehören, müssen noch bis zum freitäglichen Jour fixe im Gasthaus "Hoheneck" warten. Musik bleibt für die Dauer des PZ-Gesprächs von über einer Stunde aus. Aber gutes Essen - es handelt sich um ein nicht nur optisch ansprechendes Frühstück am späten Vormittag -, das muss sein. Der Blick nach außen: ein Logenplatz in der Südweststadt mit fantastischem Blick, seit vielen Jahrzehnten das Zuhause des Mannes, der über 25 Jahre lang als Rektor Verantwortung trug - zunächst und bis 1992 - für die Fachhochschule für Wirtschaft, dann für die mit der Fachhochschule für Gestaltung (FHG) fusionierte und um die Ingenieurwissenschaften erweiterte Hochschule Pforzheim, die drittgrößte Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Baden-Württemberg. Und bei den Rankings immer unter den Besten in Deutschland.

Kritik bis hin zu Drohbriefen

Der Blick zurück: "Aufstehen, wenn Dir eine mitgegeben wurde" oder, um beim Frühstück zu bleiben: "Mund abputzen, weitermachen." Wie damals, als er bis hin zu Drohbriefen angefeindet wurde, weil er durchsetzte - mit Rückendeckung des damaligen Wissenschaftsministers Klaus von Trotha -, was er für eine Notwendigkeit hielt: dass Designer und Wirtschaftswissenschaftler Synergien bilden sollten, ohne ihre Identität zu verlieren. Der Zusammenschluss - ein Spagat, ein Politikum. Man kann auch sagen: "Ich habe noch nie so viel Prügel bezogen wie damals", sagt Huth, "da gab es Leute, die gedacht haben, die Welt geht unter." Zur fraglichen Zeit saß er - als Parteiloser - im Gemeinderat (1990 bis 1994). Und keiner weiß es besser als er: "Es gab noch nie so viele Bildungspolitiker in Pforzheim wie damals." Natürlich meint er das ironisch - manchmal die einzige Möglichkeit, die Vergangenheit im gleichen warmen Licht erscheinen zu lassen wie ein Sonnenuntergang die Halbhöhenlage gegenüber.

Triumph statt Debakel bei Rektorenwahl

Doch dann, als er sich breitschlagen ließ, und mit der Aussicht, krachend auf die Bretter zu gehen, hob der Senat Huth, der nach dem Zusammenschluss (für diesen Prozess hatte ihn das Ministerium freigestellt), noch einmal für das Amt des Rektors kandidierte, triumphal auf den Schild - auch und gerade mit den Stimmen der Gestalter. Huth: "Das war der bewegendste Augenblick meiner Karriere." Natürlich verfolgt er das aktuelle Geschehen an der Hochschule, seien es Rankings (wie jüngst der erste Platz für die Business School), den neuen Slogan "führend durch Perspektivenwechsel" ("Es gab bisher noch keine Gelegenheit, dass man mir erklärt hat, was das genau ist"), die Entwicklung des Studium generale, das von ihm und seinen Professorenkollegen Siegfried Kreuzer und Hartmut Löffler ins Leben gerufen wurde.

In die richtige Richtung

"Das war doch mein Leben", sagt Huth, und er hebt die Stimme - was bei seinem Gegenüber stets einen Reflex auslöste, auf den es ihm ankam: höchste Konzentration! Zieht er Strippen? Huth spricht lieber von "einfädeln", Dinge in die richtige Richtung bewegen. Gelder beispielsweise des Ehrensenators Siegfried Weiser, Chef von Laboratoire Biosthétique, die in die Hochschule fließen. Hunderttausende in den zurückliegenden Jahren. Ohne Weiser gäbe es etwa keine Zertifizierung in der Elite-Liga AACSB, auf die man so stolz ist. Für kommenden Mittwoch hat der aktuelle Rektor Professor Ulrich Jautz den 85-jährigen Huth im Anschluss an die Senatssitzung zu einem kleinen Empfang eingeladen.

ZUR PERSON

Der 1934 in Würzburg geborene diplomierte Volkswirt wurde an der Uni seiner Vaterstadt promoviert und 1973 zum Rektor der damaligen Fachhochschule für Wirtschaft (FHW) gewählt. Er übte das Amt (seit 1992 Gründungsrektor) mehr als 25 Jahre aus - eine der längsten Amtszeiten in der Geschichte der deutschen Hochschulen. Unter anderem war er 15 Jahre lang Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und setzte sich vor allem für die Interessen der Fachhochschulen ein. 1986 vergab das Bundeswissenschaftsministerium Huth einen Forschungsauftrag zur internationalen Akzeptanz der Fachhochschulen. Unter seiner Ägide wurde am Standort Deutschland das erste Auslandsamt in Baden-Württemberg eingerichtet. Schließlich wurden alle 171 staatlichen Fachhochschulen in den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) aufgenommen. Unter Huth wurde die Grundlage dafür gelegt, dass die Hochschule Austauschprogramme mit über 100 Hochschulen in der ganzen Welt anbietet. Er stellte die Weichen für den Bau des Großhörsaals mit Bibliothek und den ersten Technik-Neubau, für die Einführung der ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge und des Studiengangs Wirtschaftsrecht - gegen den erbitterten Widerstand der etablierten Juristen. Huth ist Träger mehrerer Ehrendoktorwürden (Leeds und Osijek), des Bundesverdienstkreuzes am Bande und Erster Klasse, der Ehrenmedaille der Stadt Pforzheim und der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald . Huth ist verheiratet, Vater einer Tochter und Großvater zweier Enkelinnen.



Interview in NATURE MAGAZINE
Issue 46 / 2000


Highlight: Internationalisation -
the current challenge for German Universities

Prof. Rupert Huth, Vice-president of the Rectors' Conference HRK and a Senior spokesman for higher education in Germany

Interview by Winfried Huettl

Do the Germans need more overseas students? Don't they have enough of their own people in their universities, which are overcrowded anyway? The answer is - yes they do need them! An exporting economy needs well-educated technical people living abroad who have cultural ties with Germany. Global economic relationships can be sustained and expanded only if their partners are able easily to understand the university and scientific system and the degrees they award. Experience shows that, once they have returned home, foreigners who have studied, graduated and obtained a doctorate in Germany are the best ambassadors of German culture and the German economy. So it is in Germany's best interest to make the university landscape internationally attractive. Germans are doing that by introducing step by step Bachelor and Master Degrees and establishing postgraduate courses in English. And Germans have started the international marketing of their universities and their third level system worldwide.

Prof. Rupert Huth, Vice-president of the Rectors' Conference HRK and a senior spokesman for higher education in Germany, has been prominent at several international fairs. The following interview will feature background, problems and visions of the marketing policy.

Why have German universities been participating in more international educational fairs recently?

As a result of the increase in international competition due to globalisation, these universities need to promote themselves. The individual universities, faculties and departments need to emphasize their specific strengths and communicate them internationally at such places as international educational fairs. However, marketing a university is more than just a matter of communication. First and foremost the products on offer, such as the research and teaching, need to be attractive.

Many German universities are fighting against the introduction of the new Bachelor/Master degree. Is it really necessary to throw overboard old, established titles such as the Diplom-Ingenieur?

Just because a concept is old and established does not mean it will necessarily work well in the future. Nevertheless it is up to the universities themselves to decide whether they want to use the new categories of Bachelor/Master courses in addition to or as a replacement for their existing degree courses. The market will decide which option wiil succeed in the long run as students will vote with their feet for or against the courses on offer. Also those employing our alumni, especially in industry and commerce, will indicate their preferences.

Is it worth the effort for a young scientist to leant German in order to take a postgraduate course in Germany?

There are a growing number of degree courses, especially Master's courses, in Germany that are currently taught entirely or at least in part in English. However we do have a group of clients in Asian and South American countries learning German at the university or at the Goethe-Institute in order to be prepare for studying in Germany. In general, it is advisable to offer courses in German for foreign students in addition to the courses in the subject chosen. We all know that further language skills provide access not only to subject-related information but above all to the culture of a country.

Why does Germany want so many international students? The universities do not charge tuition fees, so presumably the financial aspect of increasing turnover does not come into play here?

It is true that moves to attract qualified international students to German universities do not have any economic benefits for the universities since no tuition fees are charged in Germany. On the other hand we know that international students who spend part of their course in Germany or take a degree here are the best ambassadors for German businesses and German culture abroad. It is thus in our own interest to make the most of these possibilities. We must not leave this market entirely to the Americans!

What part do the universities of applied science have in this move towards an internationalisation of the German university system?

Over the past few years several of the universities of applied science (Fachhoch?schulen) have done pioneering work in internationalising the German university system. They have been particularly innovative, especially when you look at the introduction of degree courses leading to double qualifications and at the creation of international networks to increase the number of students who spend part of their course at a partner university abroad. No doubt these universities will also make a contribution to the choice of courses available for the new Bachelor/Master degrees.

Which are the differences in research at traditional universities and at universities of applied science? Which type of university should an international student choose and why?

The principle distinction is that traditional universities put the emphasis on fundamental research whereas the new universities of applied science mainly do application-related research. Nevertheless there is an overlap, in particular at the technical universities. Since the concept behind the universities of applied science very much underlines this stronger link between theory and practice both in research and in teaching, the choice largely depends on the student's preferences.

Which strategies for attracting more international students would you recommend to German universities?

German universities must put greater emphasis on offering interesting subject matter in English. In addition they must work towards ensuring that the conditions (in matters ranging from the examination regulations to the immigration authorities) are favourable. With increased globalisation and stronger competition, it is essential to get the information about what is on offer across to international students.